Bericht und Bilder vom Jubiläums-Auftakt

Hölderlin und HöGy – nicht nur der Name verbindet die Schule mit dem Dichter, sondern ebenso der ins Jubiläumsjahr 2019/ 2020 fallende runde Geburtstag. Auch wenn Hölderlin mit seinen 250 Jahren fünfmal so alt ist wie das nach ihm benannte Gymnasium, so waren die 50 Jahre, die das HöGy nun existiert, turbulent und von vielen Veränderungen geprägt. Grund genug also, das Vergangene mit einer Auftaktveranstaltung aus bunten Programmpunkten im Festsaal der Schule zu würdigen.

Ein neu erweckter Hölderlin, eindrücklich gespielt von Lucas Neps, führte erstaunlich lebendig als Moderator durch den Abend und ließ neben Oberbürgermeister Dr. Fridrich auch viele Zeitzeugen zu Wort kommen, die das HöGy in den letzten Jahrzehnten hautnah erlebt hatten. Ehemalige Schüler und Lehrer erzählten von Matrizen, die als durchdringend „duftende“ Klassenarbeiten in Erinnerung bleiben und von einer Telefonzelle, die damals direkt am HöGy stand. Von beidem können sich heutige Kinder und Jugendliche wahrscheinlich ebenso wenig ein Bild machen wie von Kassetten im Sprachlabor oder im „Walkman“. Begleitet von Tanzeinlagen umrahmte die eigens zum Jubiläumsjahr gegründete HöGy-Band unter der Leitung von Kevin Hirel die Veranstaltung beschwingt musikalisch mit Liedern aus den letzten fünf Jahrzehnten: von ABBAs „Money, Money, Money“ über „Sweet Dreams“ von Eurythmics bis hin zu Hits der Gegenwart. Und so passte das Motto auf der Jubiläumsfahne über der Bühne: „Vergangenes bildet Zukunft“.

Die Theater-AG unter der Leitung von Damaris Raiser, Charis Hager und Tobias Flick begeisterte das Publikum in der zweiten Hälfte des Abends mit dem Stück „Die magische Bibliothek“: Was geschieht, wenn Jugendliche ein Referat über Hölderlin vorbereiten müssen? Reichen da ein paar Clicks im Internet oder ist die geheimnisvolle Bibliothek unter dem HöGy nicht viel geeigneter? Die Rechnung könnte einfach aufgehen: ein alter Dichter, alte Bücher und ein alter schrulliger Bibliothekar, der ihnen weiterhilft. Die zwei Schülerinnen ahnen jedoch nicht, was sie erwartet, als sie in die schummrigen Gewölbe der mysteriösen und selten besuchten Bücherwelt hinabsteigen. Eigentlich haben sie angesichts von Digitalisierung und Internet mit Büchern nicht viel am Hut. Und so scheinen sich Welten zwischen ihnen und dem grauhaarigen, geschwollen daherredenden Bücherwurm aufzutun. Der alte kauzige Bibliothekar, überzeugend gespielt von Lehrer Tobias Flick, erzählt phantastisch-schauerliche Geschichten, die sich den Zuschauern als kurze Szenen darbieten. Er weiß von einem Geist, der in der Bibliothek herumspukt, genauer gesagt einem Schutzgeist der oft bedrohten und vergessenen Bücher. Dieser Geist erschreckt unbedarfte Fünftklässler und jagt frisch gebackenen Abiturienten Schauer über den Rücken, die mit Schiller und anderen Klassikern „abrechnen“ und deren Bücher zerstören wollen. Auch einbrechende Ganoven bringt er durch Zauberkräfte mit „beißenden“ Büchern zur Strecke.

Angesichts der bunten Schilderungen des alten Bibliothekars wird den gespannt zuhörenden Jugendlichen bewusst, dass Bücher mehr sind als Datenmengen, ein „Gesicht“ haben, sich anfassen und in jeder Hinsicht erfühlen lassen. Mit dieser Erkenntnis finden die Schülerinnen einen viel leichteren Zugang zum „alten“ Hölderlin. Und so setzte die „Magische Bibliothek“ einen humorvollen, aber auch besinnlichen Schlusspunkt unter einen rundum gelungenen Abend.

Peter Witzmann