„Wer bin ich, und wenn ja, woher?“ – Aufführung des Seminarkurses Literatur und Theater

Der Titel lässt es schon ahnen: Es geht um große Themen! Was ist Fiktion und was Realität? Lassen sie sich voneinander trennen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Theaterstückes „Wer bin ich, und wenn ja, woher?“, aufgeführt von Schülerinnen und Schülern der Kursstufe 1 und vier Schülerinnen der Kursstufe 2 unter der Leitung von Ulrich Munz.

Unter den halb melancholischen Klängen des Schlagers „Griechischer Wein“ fiel der Blick zunächst auf zwei antike Griechen. Ein Autor und ein Schauspieler sinnieren darüber, ein Stück auf der Bühne aufzuführen. Zumindest darin sind sie sich einig, dass sie selbst nicht „echt“ sind, sondern lediglich als künstlich erschaffene Figuren existieren. Doch was ihnen fehlt, ist die zündende Idee für einen Schluss. Müssen sie den nicht zuerst schreiben, damit die Aufführung gelingt? Die Lösung scheint einfach zu sein: Eine „Göttermaschine“ soll es richten, die Zeus einfliegt, damit er am Ende nicht nur das Stück, sondern auch die Schauspieler rettet. Doch ein banaler Stromschlag vermasselt dem Blitze schleudernden Göttervater seinen großen Auftritt, er stirbt völlig unerwartet, und das Happy End scheint in weite Ferne gerückt zu sein.

Die Aufführung auf der Bühne entpuppte sich mit vielen abwechslungsreichen Szenen und Schauspieltechniken zu einem Spiel auf verschiedenen Realitätsebenen – Theater im Theater mit variierenden theatergeschichtlichen Anspielungen. Eine coole und aufgeweckte sonnenbebrillte Schauspielertruppe erläuterte und kommentiert im Hintergrund nach Art eines antiken Chors die sich überschlagenden Ereignisse.

So tauchten Figuren aus unterschiedlichen Zeiten auf – fiktiv und real: die philosophierende Nadja aus Neuffen, die Kinostars Bibi und Tina und aus dem HöGy-Schulalltag Lehrerin Alice Kurz und Schulleiterin Beate Selb mit vertrauter Intonation und Gestik. Selbst Luise und Ferdinand aus „Kabale und Liebe“ wollten „das Stück wechseln“, um dem von Schiller vorgezeichneten Schicksal zu entgehen. A propos Schicksal: Wenn selbst der oberste Gott des griechischen Olymps sterblich ist, so mutmaßte man auf der Bühne, dann müssen die Menschen doch alle frei sein…

Bei so viel Fiktion stellte sich zwangsläufig die Frage: Ist das Publikum im HöGy-Festsaal dann überhaupt noch „echt“? Der Stückeautor Lorenzo, der sich großspurig als „Gottvater des ganzen Abends“ bezeichnete, verneinte das. Er selbst und nur er will all die Menschen im Zuschauerraum erschaffen haben. All das rührt immer wieder an der zentralen Frage: Existieren wir, oder sind wir selbst auch nur fiktive Figuren ohne jeden freien Willen?

Das Publikum jedenfalls spürte auf höchst amüsante Weise der Frage nach. Und durch die vielen oft humorvollen Szenen ging das ganz von selbst.