Am 15.07.2025 war es endlich soweit: Während andere Menschen ins Bett gingen, versammelten sich 20 Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse sowie der Kursstufe gemeinsam mit Frau Weber und Herrn Böhlert am Högy, um ihre Reise nach Taizé anzutreten. Ausgestattet mit Gepäck, Zelten und jeder Menge Vorfreude machten wir uns auf den Weg in das rund sieben Stunden entfernte Dorf nördlich von Lyon.
Die Hinfahrt verlief reibungslos – ein besonderes Highlight war unser nächtliches Versteckspiel auf einer Raststätte um drei Uhr morgens. Gegen sechs Uhr morgens erreichten wir schließlich unser Ziel und begannen direkt mit dem Aufbau unserer Zelte. Dank guter Teamarbeit war das kein Problem.
Anschließend nahmen wir am ersten von insgesamt drei täglichen Gottesdiensten teil. Dieser war für viele von uns ein völlig neues Erlebnis, da wir Gottesdienste von Zuhause anders kannten: Es wurde viel gesungen – auf Französisch, Deutsch, Niederländisch, Ungarisch und anderen Sprachen. Die sogenannten Frères (Mönche) lasen aus der Bibel vor, und es gab eine etwa achtminütige Stillezeit fürs persönliche Beten und Nachdenken. Bei den Morgengebeten wurde außerdem die Eucharistie gefeiert. Kaum betraten wir die Kirche, übertrug sich die ruhige Atmosphäre spürbar auf uns – getragen von der Stille, die in der Kirche eingehalten wird.
Nach dem Gottesdienst erwartete uns das typische Taizé-Frühstück: ein Brötchen mit Butter, zwei Stückchen Schokolade sowie Tee oder Kakao. Trotz der Einfachheit schmeckte es uns ausgesprochen gut.
Um 10 Uhr trafen wir uns in Kleingruppen zur Bibelarbeit. Unsere Gruppe wurde von Frère Símon angeleitet, der uns mit seiner unterhaltsamen und herzlichen Art schnell für sich gewann. Nach der gemeinsamen Besprechung der Bibelstellen tauschten wir uns in noch kleineren Gruppen über persönliche Fragen aus – zum Beispiel: „Wie würde ich einen Freund trösten, der eine schwere Zeit durchmacht?“, bezogen auf Philipper 2, 19–29. Besonders gerne beendeten wir unsere Treffen mit dem Spiel Impostor, das auch unseren Begleitlehrkräften, Frau Weber und Herrn Böhlert, großen Spaß machte. Zusätzlich bauten wir Yogaeinheiten oder Taizé-Spiele ein.
Gegen 12:20 Uhr fand das Mittagsgebet statt, dem sich das Mittagessen anschloss. Am ersten Tag gab es Reis mit Bohnen, Baguette, Pflaumen und Kekse. An anderen Tagen standen Gerichte wie Nudeln mit Pesto, Couscous oder Kartoffelbrei auf dem Speiseplan. Im Vorfeld hatten wir viel Kritik über das Essen gehört – doch auch wenn es schlicht war, wurden wir immer satt, und geschmeckt hat es uns ebenfalls.
Während der Mahlzeiten kamen wir schnell mit anderen Jugendlichen ins Gespräch. Uns fiel auf, wie offen und freundlich die Menschen in Taizé waren – viele in unserem Alter, aus ganz Europa und darüber hinaus. Gespräche entstanden ganz selbstverständlich in verschiedenen Sprachen.
Der Nachmittag gestaltete sich jeden Tag anders: Wir sangen gerne, spielten Volleyball, genossen ein Eis oder unternahmen Ausflüge. Einmal gingen wir zu einem nahegelegenen Bach, um zu baden – dabei bewunderten wir auch die schönen Häuser des Dorfs. Ein weiteres Highlight war ein Gespräch mit einem deutschen Frère, bei dem wir ihm all unsere Fragen stellen durften. Wir erfuhren viel Neues über seinen Tagesablauf, das Leben im Zölibat und seine Sichtweise zu Themen wie Homosexualität.
Abends gab es um 19 Uhr Abendessen, gefolgt vom Abendgebet um 20:20 Uhr. Das Abendgebet hatte immer ein offenes Ende. Außerdem standen die Frères für persönliche Gespräche zur Verfügung, ein Angebot, dass viele von uns genutzt haben. Danach gingen wir oft zum sogenannten Oyak, bei welchem getanzt und gefeiert wurde. Es war schön zu sehen, wie unterschiedlich, aber auch wie ähnlich Menschen aus verschiedenen Ländern gemeinsam feiern.
Am letzten Tag durfte jede Gruppe eine Darstellung einer Bibelstelle aufführen – von Schauspiel über Gesang war alles dabei. Unsere Gruppe entschied sich für eine geführte Traumreise, die wir bereits in der Kleingruppe ausprobiert hatten. Die Aufführung kam bei allen gut an und wurde mit einer gemeinsamen Performance von Oh Happy Day abgeschlossen, bei der alle einstimmten und mitsangen. Diese Performance hat uns allen viel Spaß gemacht. Am letzten Tag waren wir außerdem dafür zuständig, die Bäder zu putzen – eine Aufgabe, der wir zunächst eher skeptisch gegenüberstanden. Doch ganz im Gegenteil entwickelte sich das Ganze zu einer regelrechten Putz-Party, bei der wir viel Spaß hatten. Auch dieser Moment wurde zu einem kleinen Highlight unserer Reise.
Der Abschlussgottesdienst war besonders: Jeder bekam eine Kerze, deren Licht weitergegeben wurde. Diese stille Zeremonie war für viele von uns sehr bewegend und emotional.
Insgesamt war die Reise nach Taizé eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Besonders unsere starke Gruppengemeinschaft hat zu vielen schönen und unvergesslichen Momenten beigetragen. Wir sind dankbar für den Raum, der uns gegeben wurde, um neue Erfahrungen zu machen mit Gott, anderen Menschen und uns selbst.
Wir können jedem nur empfehlen, Taizé einmal selbst zu erleben – es ist eine einzigartige Erfahrung, wenn man sich darauf einlässt, die wir gerne noch einmal erleben würden. Ein großes Dankeschön an Frau Weber und Herrn Böhlert für die Organisation und die wunderbare Begleitung. Es war schön, diese Erlebnisse mit ihnen zu teilen.
Therese Pfann