Offizieller Name: –
Sonstige aufgeführte Bezeichnungen: spiralförmiges Rondell, Spirale, Rotunde
Künstler, welche sich für Kunst am Bau am HöGy beworben hatten: K. H. Türk, Lore Doerr-Niessner, Lore Barth, Reiner Michelfelder, Karl Ehmert (Vorschlag, eine Nachbildung der Uta von Teck anzubringen)
Zusammenfassung der gefundenen Sitzungsdokumente im Stadtarchiv Nürtingen:
22.6.1976:
Erste Anfrage Herrn Türks als Zuhörer bei öffentlichen Verhandlungen des Bauausschusses, ob beim Neubau ein Betrag für künstlerische Arbeiten vorgesehen sei.
- Der Wunsch wurde zur Kenntnis genommen. Er wird aber erst bei der Ausführung des Bauvorhabens besprochen.
24.5.1977:
- Überlegung, einen Brunnen oder ein Windspiel im Pausenbereich aufzubauen
- 50.000 DM wurden bereits von den Architekten für Kunst am Bau eingeplant.
- Die Kunst soll einen starken Bezug zum Benutzer des Gebäudes haben, wobei das Konzept nicht von den Architekten vorgegeben werden soll.
- Die Freie Kunstschule Nürtingen soll möglicherweise miteinbezogen werden.
- Es wird empfohlen, eine Kunst zu wählen, die nicht durch den Hausmeister beeinträchtigt oder abgestellt werden kann.
- Es soll Künstlern in der Umgebung auch eine Chance geben werden.
31.8.77 in einem Schreiben: Es wurde von einigen Stadträten vorgeschlagen, man möge auch die Kunsterzieher, Schüler usw. ansprechen und Vorschläge erbitten.
20.9.77:
- Artikel in der Nürtinger Zeitung vom 27.8.1977 mit der Überschrift „warten auf Vorschläge von Künstlern“
- Die Verwaltung ist der Meinung, man solle jetzt konkret werden und mit den Künstlern ein Gespräch führen.
- Bildung einer kleinen Kommission mit einem Vertreter von jeder Fraktion des Gemeinderats
- Die Kommission soll klein gehalten werden und es sollen erst Künstler in der Nähe gefragt werden, bevor man sich in den Umkreis ausweitet.
- H. Türk, Lore Doerr-Niessner und Lore Barth sind die Favoriten.
29.9.77 Die Kommission soll ein Gespräch mit Herrn Türk und Frau Doerr-Niessner führen. Später soll noch mit Lore Barth geredet werden.
11.10.1977:
- Die Kommission hat bei Herrn Türk und Frau Doerr-Niessner gute Angebote vorgefunden.
- Der Kultur- und Sozialausschuss soll sich in der nächsten Sitzung mit den Vorschlägen auseinandersetzen und den Auftrag erteilen.
- Mitglieder des Bauausschusses und Vertreter der Schule sollen zur Verhandlung eingeladen werden.
- Die Entscheidung soll dem Gemeinderat nur vorgelegt werden.
11.11.1977:
- Die Kommission hat sich die Modelle angesehen und Herrn Türk, sowie Frau Doerr-Niessner sogar im Atelier besucht.
- Frau Doerr-Niessner und Herr Türk wurden intern als Vorschläge 1a und 1b beide auf Platz 1 gesetzt. Die Kommission ist der Meinung, dass nur einer von 3 Vorschlägen (siehe Originaltext unten) von Herrn Türk in Frage kommt.
- Entwurf 1 (Stelenplastik „Das Gespräch“) wurde schon öfter in abgewandelter Form ausgeführt und die Kugelplastik scheitert an den Kosten. Der 3. Vorschlag bietet ideale Sitz- und Spielmöglichkeiten.
- Die Kommission ist zunächst der Meinung, dass die Schüler mit der Stele nichts anfangen können.
- Es wird befürchtet, dass beim Herumturnen auf den auslaufenden Betonwinkeln mit scharfen Kanten eine akute Verletzungsgefahr besteht.
- Das Kunstwerk soll als Bezugspunkt für schulische Veranstaltungen im Freien dienen.
- Es wird im Folgenden über negative Seiten diskutiert, wie etwa die Auswirkung einer solchen Betonmasse auf die Umgebung und dass die Winkel zwischen den Stelen zur Ablagerung von Unrat in größeren Mengen dienen werden.
- Frau Doerr-Niessners Kunstwerk ist die Darstellung der Vereinigung der Elemente nach dem Weltbild Platon.
- Der überplanmäßigen Ausgabe von 20.000 DM für statische Berechnungen vom Kunstwerk Frau Doerr-Niessners wird stattgeben.
- Die Kanten sollen gebrochen werden, um Verletzungsgefahr zu vermeiden.
14.11.77:
- Das Kollegium ist mit beiden Entwürfen nicht ganz zufrieden und bittet darum, bei Grundausstattung, Lehrmitteln und Geräten nicht zu sparen.
15.11.1977:
- Die Entscheidung über die Kunstwerke ist gefallen, die Stelenplastik von K.H. Türk soll 35.000 DM kosten.
- Das Kunstwerk soll den Raum zwischen Turnhalle und Gebäude sowohl beherrschen, als auch verbinden und den Mittelpunkt darstellen.
- Ursprünglich sollte gespart werden, aber die Kunstwerke betragen zu dem Zeitpunkt nur 0,7% der Bausumme, unter Berücksichtigung der Turnhalle sogar nur ca. 0,5%. (in Bayern gibt es in der Regel 2% Ausgaben für Kunst am Bau)
22.8.78:
- Anstatt den geplanten 35.000 DM sind nun wahrscheinlich 45.000 DM bis 50.000 DM für die Stelenplastik einschließlich Künstlerhonorar einzuplanen.
12.9.1978:
- Das von Herrn Türk nicht selbst herstellbare Kunstwerk wurde von der Firma Koch in Freiburg für 39.000 DM zuzüglich Mehrwertsteuer angeboten.
- Auch bei Frau Doerr-Niessner wurde es teurer, da sich durch die statischen Berechnungen Korrekturen ergeben haben.
- Die Herstellungskosten für das HöGy wurden jedoch unterschritten → mehr Ausgaben möglich
- Beschluss:
- Frau Doerr-Niessners Kunstwerk erhöht sich von 35.000 DM auf 40.458,17 zzgl. MwSt.
- Herrn Türks Stelenplastik erhöht sich von 35.000 DM auf 39.000 DM + Honorar
- Im Sinne der Gleichbehandlung wird beides übernommen. Das Honorar ist für beide 7.000 DM mit MwSt.
- keine Kunst für die Turnhalle
Originaldokument von K. H. Türk
Betr: Künstlerische Gestaltung im Außenbereich des Hölderlin-Gymnasiums Nürtingen
Vorschlag I
Dieser Entwurf sieht eine ca. 7m hohe Stelenplastik vor.
Material: Stahl und Aluminium.
Zwei zueinander in Beziehung stehende aufrechte Elemente sollen im übertragenen Sinne auf Kommunikation oder “Das Gespräch” hindeuten. Gleichzeitig könnte darin das Thema “Geben und Nehmen” oder auch das des “Lehrens und Empfangens” gesehen werden, wie es für einen Schulbereich angemessen erscheint.
Die Fußbodengestaltung:
Material: plastisch verlegte Pflastersteine: gleicht sich der vorgegebenen Kreisform des Schulhofes an und soll gleichzeitig als Sitz- und begehbare Fläche dienen.
Diese Plastik müsste, ihrer Größe entsprechend, in angemessener Entfernung vom Schulgebäude Aufstellung finden.
Vorschlag II
Im Gegensatz zu Vorschlag I müsste diese Kugelplastik näher dem Gebäude zugeordnet werden.
Infolge der plastischen Durchformung und des weitaus größeren technischen Aufwandes, müssten die Ausmaße dieser Arbeit kleiner gehalten werden (ca. 2,50 bis 3 m Durchmesser). Dafür könnte, wie im Modell angedeutet, die Fußbodengestaltung etwas erweitert sein.
Da eine Ausführung in Bronze die vorgesehenen Kosten wahrscheinlich überschreiten wird, würde ich als Material kunststoffüberzogenen Beton vorschlagen.
Thematisch beinhaltet die organisch durchbrochene Kugelform Dynamik und Bewegung bei gleichzeitiger Wahrung der ganzheitlichen Form. Für den Schulbereich könnte darin der kontinuierliche Wandel innerhalb eines vorgegebenen Zieles gesehen werden.
Vorschlag III
Diese überaus raumgreifende Anordnung ist aus der Spiralenform entwickelt. Um eine Mittelzone gruppieren sich 14 verschieden hohe Stelen, die durch ihre kreisförmige Aufstellung eine Spirale ergeben.
Gleichzeitig bilden ihre Verlängerungen auf dem Fußboden eine strahlenbündelförmige Anordnung.
Neben der symbolischen Bedeutung der Spirale (Aufwärtsentwicklung im Lernprozess), könnte diese Arbeit besonders dem Kommunikationsbereich dienen. Die strahlenförmige Sitzordnung bietet sich auch als begehbare Plastik an.
Durch ihren großen Raumbedarf müsste diese Arbeit im größten der drei Schulhöfe Aufstellung finden. Als Material kämen hier wohl nur vorgefertigte Betonteile in Betracht.
Diese Arbeit ist von mir in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Thiele vom Kontaktzentrum Bildhauer Karlsruhe entwickelt worden.