Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Dachau
Exkursionen im Geschichtsunterricht können zu schönen, aufregenden Orten vergangener Tage führen. Doch auch die Beschäftigung mit den Schattenseiten der Geschichte ist nicht wegzudenken, mahnt sie uns doch vor den Fehlern unserer Vorfahren und lehrt, sie nicht zu wiederholen.
Am Tag des 11. Januar begab sich die neunte Klassenstufe des HöGy in die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau. Die Wetterbedingungen des Tages verstärkten die bedrückende Atmosphäre im Schatten der Gräueltaten der Nationalsozialisten umso mehr. Kalter Nebel lag in der Luft, Neuschnee bedeckte den Boden. Die Gefühle waren befremdlich als wir durch das bedrohlich wirkende Eingangstor mit der Inschrift “Arbeit macht frei” gingen. Von dort aus gelangt man auf den großen Appellplatz. Rechts davon befindet sich das von den Nazis als Wirtschaftsgebäude bezeichnete Gebäude zur Verwaltung und Versorgung der mörderischen Anlage. Links waren zwei nachgebaute Häftlingsbaracken zu sehen, dahinter die Fundamente unzähliger nicht mehr erhaltener Baracken. Getrennt werden die beiden Reihen der befremdlichen Holzhütten von einer augenscheinlich unendlichen Allee. Es ist kaum zu begreifen, wie Menschen so organisiert und in derartigen Dimensionen andere Menschengruppen quälen und teils schließlich sterben lassen können.
Das Kozentrationslager Dachau wurde am 22. März 1933, nur wenige Wochen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, als Arbeitslager für die Produktion von Kriegsgütern gegründet. Damit war es eines der ersten seiner Art und diente als Vorlage für Nachfolgende. Die ersten Inhaftierten waren politische Regimegegner wie Kommunisten oder Sozialdemokraten. Mit der Zeit wurden auch andere (zumeist ethnische oder religiöse) Personengruppen gefangengenommen, wie Sinti und Roma, Juden, Zeugen Jehovas, “Assoziale”, homosexuelle Männer und Wiederholungsstraftäter. Am Ende des Krieges verdoppelte sich teilweise die Anzahl der Gefangenen an einem einzigen Tag. Ende April 1945 wurde das KZ Dachau mit seinen Außenlagern von den alliierten Truppen befreit. Bis dahin war es 12 Jahre durchgehend in Betrieb. Danach nutzten die US-amerikanischen Besatzer den Gefängnistrakt zu ihren eigenen Zwecken. Später wurden die alten Baracken von deutschen Flüchtlingen nach den Grenzverschiebungen nach dem Zweiten Weltkrieg als Unterkunft genutzt, da es zu wenig Wohnraum gab. Als daraus eine Gedenkstätte werden sollte und die Baracken in ihrer Gestalt nichts mehr mit dem Geschehen zwischen 1933 und 1945 zu tun hatten, wurden sie abgerissen und nur zwei davon auf den Wunsch ehemaliger Gefangener rekonstruiert. Sie basieren auf Fotografien und Erinnerungen der einstigen Insassen. Die Grundrisse der anderen Baracken sind durch ihre eingangs genannten Fundamente gekennzeichnet.
Die Baracken 1-32 wurden von den Häftlingen bewohnt, unter ihnen befanden sich auch Baracken für medizinische Versuche. Die Wohnbaracken bestanden jeweils aus zwei Waschanlagen, zwei Toiletten und vier „Stuben”. Diese hatten einen Wohn- und Schlafraum. Am Ende des Krieges mussten sich 1600 Gefangene statt den vorgesehenen 205, eine Baracke teilen. Mit der Bezeichnung “Baracke X” wurde das Krematorium getarnt, in welchem Verstorbene verbannt wurden. Experimentell wurden hier auch der Gaskammer Menschen gezielt getötet. Diese diente als Testexemplar für später entstehende Vernichtungslager wie z.B. Auschwitz-Birkenau. Im sog. Wirtschaftsgebäude wurden Küche, Duschen und Wäscherei aber auch der Schubraum, in welchem neu ankommende Häftlinge registriert und einer entwürdigenden Aufnahmeprozedur unterzogen wurden, und der Gefängnisblock untergebracht.
Ein bekannter Inhaftierte in Dachau war Georg Elser. Er führte den Bombenattentat am 8. November 1939 im Münchener Bürgerbräukeller gegen Adolf Hitler und Andere Mitglieder der nationalsozialistischen Führungsspitze aus. Dieser scheiterte jedoch, weil Hitler das Gebäude unerwartet um 13 Minuten früher verließ, noch bevor die Bombe explodierte. Er wurde in Konstanz am gleichen Tag festgenommen. Nach den Untersuchungen war er zuerst ein Sondergefangener im KZ Sachsenhausen und anschließend im KZ Dachau. Für diese galten besondere Schutz- und Abschirmungsbestimmungen vor anderen Häftlingen, um große Aufstände zu vermeiden. In Dachau lebte er in einer Zelle, welche so groß war wie drei. Diese bekam er zugeteilt, um selbst ranghohen Nationalsozialisten eine Rekonstruktion der Bombe des Attentats zu bauen. Diese konnten es schlicht nicht glauben, dass er allein im Stande dazu war. Doch er war es. Er wurde am 9. April, 20 Tage vor der Befreiung des Lagers erschossen.
Die Nationalsozialisten betrieben um das Lager viel Propaganda, um der Außenwelt das brutale Geschehen in der Anlage zu verheimlichen. Auch den “Kräutergarten” nutzen sie für diese Zwecke. In diesem mussten die Häftlinge unter mörderischen Bedingungen Arbeit leisten und Gemüse und Kräuter anbauen, welche auch an die Bevölkerung in Dachau verkauft wurden. Durch Propagandaplakate wurde dieser Garten fälschlicherweise als idyllisch verkauft. Am Eingangstor in das KZ befand sich, deutlich auch nach außen sichtbar die Inschrift “Arbeit macht frei”. Bemerkenswert ist dies, da somit nur die in Freiheit lebenden ihn sehen konnten. Unter Anderem dadurch wurde der Bevölkerung das Bild vermittelt, dass die Insassen zurecht Arbeit ableisteten, weil sie Straftäter seien. Jedoch schien ihnen eine Freilassung zu nahen, was nicht der Fall war. Auch auf Plakaten wurden die Insassen als gefährlich dargestellt, indem sie besonders brutal und ungepflegt dargestellt wurden. Die Bevölkerung sollte denken, dass der Staat sie vor diesen schützt. Als Propaganda wurden auch Bilder genutzt, auf welchen die Gefangenen scheinbar glücklich auf dem Fußballplatz spielten. Zeitzeugen berichten jedoch häufig, dass das Fußballspielen im Anschluss nach der kräftezehrenden Arbeit für sie eine Qual war.
Der Spruch “Lieber Gott, mach mich stumm, damit ich nicht nach Dachau kumm” war in der Bevölkerung des Umlandes sehr verbreitet, dieser zeigt allerdings, dass die Propaganda nicht alles verheimlichen konnte und dennoch Informationen von niemals wiederkehrenden Häftlingen an die Öffentlichkeit gelangten.
In dem Austausch in der folgenden Geschichtsstunde, kamen wir nach allem was wir sahen zum einheitlichen Schluss:
Wir tragen zwar keine Schuld, aber wir tragen die Verantwortung, dass so etwas nicht wieder passiert!
Rebekka Tröster 9D