Högy-Besuch ehemaliger Höyianer

Högy-Besuch ehemaliger Höyianer

Wer an einem Mittwochnachmittag Anfang Januar in der Aula des HöGy unterwegs ist, dem könnte ein Haufen Menschen aufgefallen sein, die ein bisschen zu alt aussehen, um hier noch zur Schule zu gehen, und sich angeregt über das Innere der Schule unterhalten:

„Warte mal, wo ist die Hausmeisterkabine hin? Die Treppe zum Kunstgraben runter ist aber neu, oder? Und war die Bibliothek nicht eigentlich in einem Glaskasten?“

Wer sich hier zu orientieren versucht, sind ehemaligen Mitglieder der Deutsch-Leistungskurse von Frau Schellmann, die alle zwei Jahre zu Frau Schellmanns derzeitigen 11.-Klässlern eingeladen sind, um mit diesen ihre Erfahrungen rund um das Abi und die Zeit danach zu teilen.

Dieses Mal ist der Besuch im HöGy aber ein ganz besonderer, denn die meisten von uns haben das frisch sanierte Gebäude noch nie zu Gesicht bekommen. Es fühlt sich für manche deshalb vielleicht ein bisschen so an, als würde man nach dem Auszug aus dem Elternhaus das erste Mal wieder in seinem früheren Zimmer stehen und merken, dass die Eltern dem Zimmer einen neuen Anstrich gegeben haben. Auch einige Möbel wurden ausgetauscht oder herumgeschoben. Sogar ein neuer Fußboden ist drin. Ja selbst die Fassade des Hauses hat eine andere Farbe!

Vorbei ist so etwa die Zeit dunkler, holzgetafelter Gänge, neben dem altbekannten Betongrau der Treppen ist das Weiß der Wände nun die bestimmende Farbe im Inneren des Högy. Das wirkt nicht nur sehr modern, sondern lässt das Schulhaus auch bei Weitem heller erscheinen, als ich es in Erinnerung hatte. Auf dem Weg zu Frau Schellmanns Kursis sticht auch die große Treppe in den Kunstgraben hervor; im Stile einer Stufenpromenade und mit Fußbodenheizung (!!) ausgestattet, lässt sich hier auch mal eine Mittagpause verbringen. Die Gänge vor den Klassenzimmern, an denen wir vorbeikommen, scheinen indes nicht nur heller, sondern auch geräumiger zu sein; der letzte Feinschliff der Hausaufgaben kurz vor Unterrichtsbeginn muss nun nicht mehr inmitten der in die Räume strebenden Massen vorgenommen werden.

Im Klassenzimmer von Frau Schellmann angekommen sitzt dann der Abijahrgang 2025 einer bunten Mischung aus Ex-Kursis gegenüber; manche haben erst letztes Jahr ihr Abitur abgelegt, manche haben die Schulbank schon eine Weile länger nicht mehr gedrückt und manch einer hat 2012 seine letzte Deutschstunde erlebt. Bei einer schnellen Vorstellungsrunde bemerken nicht nur die derzeitigen Kursis, sondern auch wir Ehemaligen gleich, wie unterschiedlich die Wege nach der Schulzeit doch sein können. Ob der direkte Start ins Studium, Reisen gehen nach dem Abi, ein FSJ, der Beginn einer Ausbildung, ein Wechsel von der Uni auf die Hochschule, ein Studium im Ausland, jede/r hat einen ganz eigenen Weg beschritten. Der Grundtenor aber ist doch bei allen der gleiche: Ja, einen roten Faden sollte es nach dem Abi geben. Aber hier und da mal zu zögern, den eingeschlagenen Weg zu überdenken oder aber einen ganz neuen Weg einzuschlagen ist völlig in Ordnung. Nicht jede/r wird unter den hunderten Studiengängen auf Anhieb jenes Studium finde, das für einen selbst das richtige ist, und hat man einmal ein Studium begonnen, kann einem auffallen, dass man die Theorielast der Wissenschaft lieber durch praktische Erfahrungen einer Ausbildung ersetzen will. Einige gute Tipps, die wir Ehemaligen den derzeitigen Kursis mitgegeben haben, will ich deshalb nicht für mich behalten:
Sich die Modulhandbücher von favorisierten Studiengängen durchzulesen, Vorlesungen auf Youtube anzuschauen oder Vorlesungen in Präsenz zu besuchen (ja, das geht auch als Schüler/in!), um deren Inhalt und Atmosphäre selbst wahrzunehmen, hilft nicht nur, früh herauszufinden, welche Studiengänge für einen in Frage kommen, sondern auch, ob das Studieren selbst etwas ist, auf das man Lust hat.

Denn, und darin waren wir Ehemaligen uns einig, Studium und Ausbildung müssen und werden nicht jeden Tag Freude bereiten; für ein erfolgreiches Studium oder eine erfolgreiche Ausbildung, besonders aber für das eigene Wohlbefinden ist eine grundsätzliche Lust an dem, was man tut, unabdingbar.

Im Anschluss an das Treffen mit den Ex-Kursis können wir uns noch weitere Teile des frisch sanierten Schulgebäudes anschauen. Den Anfang macht das Lehrerzimmer, welches mittlerweile beeindruckend groß geworden ist. Auch die Räumlichkeiten der Naturwissenschaften zeigen sich in neuem Glanz, was unter anderem einer Sache zu verdanken ist: Es gibt keine hölzernen Klappstühle mehr! Aber keine Sorge, wer um diese Antiquitäten trauert, dem sei gesagt, dass dieser Abschied nicht von Dauer sein muss; wer sich `mal für ein Studium entscheidet, wird es sich in den Hörsälen der Unis wieder auf solchen Exemplaren bequem machen dürfen.

Sven Föhl, Abijahrgang 2019