Keschern, Umdrehen, Rausfieseln, Bestimmen

Die beiden Bio-LKs der KS1 und 2 gehen mit dem Ökomobilins Tiefenbachtal

„Ich glaub‘, ich hab was!“, ruft Nele aufgeregt zu Noeline, Excel und Jessica, die um sie herumstehen, in den Händen Plastikschüsseln halbvoll mit Wasser und einigen Funden. Die Schülerinnen sollen mehr im schlammigen Grund des Tiefenbachs nach Getier – wissenschaftlich Makrozoobenthos genannt – suchen, während andere Schüler der Bio-Leistungskurse in klaren Bereichen sowie an und um Wasserpflanzen keschern sollen. Keschern – das ist, wenn man das kleine Haushaltssieb etwas am Boden des kleinen Bächleins entlangstreicht, um damit eben kleine Tiere zu fangen und dann in die Plastikschüssel zu überführen.
Jana Fauß, Biologin vom Ökomobil des Regierungspräsidiums Stuttgart, und die derzeitige FÖJ Leslie sind mit uns im heute beschaulich romantisch dahinfließenden Tiefenbach unterwegs. Fast wie im Dschungel fühlt es sich an, wenn wir mit unseren Gummistiefeln durch das Wasser stapfen, das meist flach, mal aber auch knietief ist, und die Bäume und Sträucher am Ufer dicht hereinragen. Richtiggehend dunkel ist es hier stellenweise an diesem strahlenden Sonnentag.

Wir keschern nicht nur, sondern drehen auch Steine um und schauen, was sich darauf bewegt, daran klebt oder sich in den Vertiefungen versteckt. Wir fieseln aus Steinchensediment oder schlammigem Laubmatsch zuckendes, krabbelndes, flüchtendes Kleingetier und freuen uns über jeden Fund, der in den Plastikschüsseln landet. Julian fängt gar einen Grasfrosch, den wir alle bewundern und dann wieder freilassen, und Matteo und Luca geht eine Groppe ins Netz beziehungsweis ins Sieb.

 

Nach einer Stunde im Bach sitzen wir an kleinen Tischchen im Ökomobil, einem zu einem kleinen Untersuchungslabor umgebauten Lastwagen. Vor uns lauter Glasschälchen mit je einem unserer gefundenen Tiere, die nun mit Binokular und Büchern von uns bestimmt werden. Die lateinischen Namen auszusprechen gleicht manchmal einem Zungenbrecher – wir belassen es bei Steinfliegenlarve, Eintagsfliegenlarve, Strudelwurm oder Wasserkäfer. Ein sehr dünner, drahtähnlicher Wurm, der den noch weitgehend unerforschten Saitenwürmern angehört, heißt gar „Wasserkalb“ – warum, bleibt rätselhaft.

Am Ende errechnen wir ganz wissenschaftlich die Gewässergüte des Tiefenbachs, indem wir für bestimmte Tiere wie die Eintagsfliegenlarve oder den Bachflohkrebs die Abundanz mit dem dazugehörigen Saprobienwert multiplizieren, alle Abundanzen und Produkte addieren und schließlich mit der Summe aller Arten verrechnen… ist doch klar! So klar wie der Tiefenbach, der nach unseren Untersuchungen die Note 2 bekommt.

Katja Kieffer