„Knochen heilen, das Gehirn nicht.“
Wie ein Gehirn aus Wackelpudding zeigt, was passieren kann – Aktion „Schütze Dein Bestes“ für unsere 6. Klassen
Von Katja Kieffer
Jugendverkehrsschule Nürtingen, es ist Freitag, 9.58 Uhr, wir klingeln. Herr Mikula, Polizist der Verkehrsprävention des Polizeipräsidiums Reutlingen, öffnet und heißt uns dann im Klassenzimmer willkommen. „Was wollt ihr denn schützen?“ ist seine erste Frage an die 6a. Die Fußballer der Klasse wollen (auch) ihr rechtes Bein schützen, aber eigentlich ist allen klar: Es geht um ihren Kopf. Um ihn zu schützen, tragen nicht nur Sportler einen Helm, sondern auch Bauarbeiter oder eben auch Polizisten in manchen Einsätzen. Auch die Frage, ob das Helmtragen beim Radfahren gesetzlich vorgeschrieben ist, können die Schüler richtig beantworten: Nein, ist es nicht. Aber: „Die Eltern sagen es immer, machen es selber aber nicht“, berichtet ein Schüler.
In einem kurzen Film erklärt ein Wissenschaftler an einem Wackelpudding, wie man sich das Gehirn so vorstellen kann: kompakt, aber schwabbelig, daher gut verpackt in der knöchernen Kopfkapsel. Ohne diese kann die Masse – und der Arzt schüttelt den Pudding jetzt hin und her – bei Erschütterung leicht kaputt gehen. Pro Jahr sind 65.000 Radfahrer in einen Unfall verwickelt, jeder siebte ist dabei unter 15 Jahren und damit im Alter der 6a – und nur wenige tragen einen Helm. Dabei hat sich jeder in der Klasse schon einmal irgendwie den Kopf gestoßen oder verletzt und weiß, dass das zumindest ordentlich weh tut oder sogar eine Gehirnerschütterung zur Folge haben kann, so wie einem Schüler beim Handball passiert ist.
Gemeinsam mit Herrn Mikula, der über seine Fragen stets die Aufmerksamkeit aller Kinder hat und deren viele lebendige Antworten und Geschichten dazu einfühlsam aufnimmt, sammelt die 6a, was im Gehirn eigentlich so alles gespeichert ist: Was mich ausmacht, meine Erfahrungen, mein Wissen, meine Gefühle, meine Überlegungen für die Zukunft, mein Können. „Radfahren nach einem Unfall geht dann vielleicht auch nicht mehr, da die Motorik und Koordination dafür vom Gehirn gesteuert werden“, erklärt Mikula sachlich.
Daher: Helm aufsetzen! Im nächsten Film demonstriert uns eine Melone eindrücklich, was mit ihr passiert, wenn sie mit 20 km/h ohne Helm gegen eine Autotür kracht. Und mal ehrlich: Wer mit dem Fahrrad den Lerchenberg hinabsaust, der hat mehr als 20 km/h auf dem Tacho! Weitere Bilder von zerbrochenen Helmen, die Radprofis bei Stürzen geschützt haben, sowie das aufgeschürfte Gesicht eines Mädchens im Krankenhaus, das zum Glück einen Helm getragen hat und daher am Kopf unversehrt blieb, machen klar: Helm aufsetzen!
Neben dem Helm schützt aber insgesamt auch eine helle Kleidung sowie Reflektoren am Rad, an der Kleidung und natürlich die vorgeschriebene Beleuchtung vor Unfällen mit dem Fahrrad. Beeindruckend auch dieser Vergleich: Ein Autofahrer kann einen Radfahrer ohne entsprechende Ausstattung nur bis 25 Meter erkennen – mit hingegen bis 140 Meter! Auch die Kenntnis um den toten Winkel bei LKWs und Bussen – den kennen die Schüler noch vom Schulbustraining in Klasse 5 – hilft Radfahrern, Gefahren beim Abbiegen zu vermeiden.
„Passt auf euch auf“, verabschiedet uns Herr Mikula. Jugendverkehrsschule Nürtingen, Freitag, 11.30 Uhr, wir machen uns auf den Rückweg zum HöGy.