Abbruch, Umbruch, Aufbruch – HöGy-Bauarbeiten als Theater

Die Theater-AGs von Damaris Raiser und Ulrich Munz verarbeiteten die Sanierung des HöGy mit selbstgeschriebenen Stücken.

Schon die mit Umzugskartons übersäte Bühne im Festsaal des HöGy erinnerte daran, dass die Zeichen auf Abriss und Neubau stehen. Und was machen neugierige Schülerinnen und Schüler aus der Unterstufe? Sie wollen natürlich wissen, was sie da schleppen, schichten und stapeln! Interessierte Blicke in die Umzugskartons fördern bunte Requisiten und Kostüme aus dem reichen Theaterfundus der Schule zu Tage. Und so erwachen alte und doch neu entdeckte Gegenstände zum Leben, inspirieren die Darsteller, kleine Szenen aufzuführen. Spielen statt Schleppen ist die Losung. Der Umzug kann warten!

An einem Zauberstab entspinnt sich auf der Bühne ein dramatischer Dialog zwischen Harry Potter und Bösewicht Lord Voldemort, der sehr schnell in einen erbitterten Kampf ausartet. Selbst die Autorin J.K. Rowling huscht zwischendrin über die Bühne. Und weiter geht die aufregende Suche in den prall gefüllten Kartons: Eine auftauchende Perücke erweckt Pippi Langstrumpf zum Leben, die mit ihren Freunden Tommi und Annika über eine spießige Nachbarin lästert. Wie kann sich die Frau auch darüber beklagen, dass ihr Pferd „Kleiner Onkel“ Pfeife raucht?

Stöbern ist viel reizvoller als Stapeln! Und so stehen plötzlich die Drei Fragezeichen auf der Bühne, werden mit dem mysteriösen X-Man konfrontiert, der an der Schule Daten hackt und Noten ändert. Natürlich kommen die Detektive dem Täter auf die Spur.

Doch der Umzug muss weiter gehen: Die Requisiten verschwinden, alle packen an, die Kartons sind säuberlich gestapelt. Abbruch!

Auch im zweiten, von der Mittel- und Oberstufe gestalteten Teil des Abends bestimmte die Baustelle mit Umzugskartons und Absperrband das Theaterbild. Die Jugendlichen in der Schule suchen inmitten des neu entstehenden Schulgebäudes nach Stetigkeit: „Jeder braucht einen Ort!“ Doch wo ist der zu finden, wenn die Schule umzieht, zur Baustelle wird?

Ein ungelenker „Hühnerflüsterer“ kommt zu seinem Leidwesen nicht gut bei den Mädchen an. Der Aufbruch mit neuem Outfit und cooler Sonnenbrille als „Next Bachelor“ begeistert das Publikum, beeindruckt aber leider die Angebetete nicht. Er kehrt zu seinem schrägen Style zurück – Rückkehr als Aufbruch!

In die Gespräche zwischen den Jugendlichen auf der Schulbaustelle mischen sich mehr und mehr die großen Zeitthemen. Wie sich schnell herausstellt, sind auch hier „Baustellen“, Umbrüche und Aufbrüche zu erkennen. Fest geglaubte Freundschaften und Familienbande erweisen sich angesichts veränderter Ansichten als brüchig. Der ehemals begeisterte Mofa-Freak steigt aufs Fahrrad um, genießt Veggie-Gerichte und verachtet die gerade noch geliebte Grillwurst! Was bei all dem Wandel bleibt, ist eine wichtige Erkenntnis: Es muss sich was ändern und dadurch kann Neues entstehen.

Die zwei kurzweiligen, geschickt arrangierten und mit viel schauspielerischem Talent aufgeführten Stücke waren humorvoll, stimmten aber auch nachdenklich. Und sie beweisen, dass eine Schule zwischen Bauzäunen und Absperrband, Abbruch und Aufbruch äußerst kreativ sein kann.

Peter Witzmann