Am 28.02.2023 besuchte Nadja Klier, eine Zeitzeugin aus der DDR, das HöGy.
Zunächst gab uns ein Film Einblicke, wie ihr Leben und das ihres Mannes, Ingo Hasselbach, in der DDR verlief. Beide haben die Dokumentation selbst produziert.
Demnach verbrachte Ingo Hasselbach mehrere Jahre seines Lebens im Gefängnis der Stasi, da er als Punk, Rebell und Widerständler aus Sicht der DDR eine Gefahr darstellte. In dem Film zeigt er eines der Gefängnisse, in dem er einige Jahre verbrachte. Dabei wird er von vier Jugendlichen begleitet, die ihn verschiedene Fragen stellen. Ingo Hasselbach erzählt von schmerzhaften Momenten, wie Selbstmord- und Ausbruchsgedanken, sowie Folter und psychischem Terror, die ihn und viele andere bis heute verfolgen. Er führt die Jugendlichen zu seiner ehemaligen äußerst beengten Zelle. Nach seiner Zeit im Gefängnis geriet er aufgrund seiner Freunde in die Neonazi Szene. Dort war es schwer, wieder herauszukommen, wie er berichtet, weshalb er bis heute noch unter Polizeischutz steht.
Die damals ungefähr 10–jährige Nadja Klier hingegeben hat ein anderes Schicksal getroffen, wie sie uns erzählte. Ihre Mutter, Freya Klier, welche durchs Theater bekannt wurde, war selbst DDR-Bürgerrechtlerin und verbreitete in Kirchen ihre kritische Meinung gegenüber dem Staat. Das war auch der Grund dafür, weshalb sie später nicht mehr arbeiten durfte und ihre Familie in den Westen abgeschoben wurde. Um uns einen besseren Einblick in ihr damaliges Gefühlschaos zu geben, las sie uns aus ihrem Buch einen Auszug vor, in welchem sie ihre verwirrenden Gedanken in ihrer neuen Heimat beschreibt. Obwohl sie nun mehr Freiheiten hatte, war sie anfangs dennoch sehr verletzlich, da sie ihr gewohntes Leben und vor allem ihre beste Freundin Anna zurücklassen musste. Mit der Zeit jedoch wurde Nadja bewusst, was in ihrer alten Heimat eigentlich vor sich ging und sie erkannte schnell die Vorteile und Freiheiten, die sie nun genießen durfte. Jahre später trafen sich Anna und Nadja durch Zufall wieder und konnten sich über die Vergangenheit austauschen. Sie forderten ihre Stasi–Akten ein, in denen sie unter anderem Kopien ihrer seitenlangen Briefe fanden, die sie sich in jungen Jahren geschrieben haben. So erfuhr Nadja von Anna, dass diese von der Stasi als IM beauftragt wurde, und das, obwohl sie minderjährig war. Anna war damit eine von 500 betroffenen Jugendlichen, die dadurch unter ständigem psychischem Druck leiden mussten.
Zum Schluss hatten wir auch noch die Möglichkeit über Geschichten unserer Familien zu sprechen, da auch viele Verwandte von Schülerinnen und Schülern aus der DDR stammen. Für diesen informativen und spannenden Nachmittag wollen wir uns bei Nadja Klier bedanken. Allgemein finden wir es wichtig, über das Thema mit Zeitzeugen sprechen zu können und schätzen es sehr, dass wir diese Möglichkeit hatten.