Schon der Blick in das Programmheft machte neugierig mit einer ungewöhnlichen Vielfalt an Instrumenten und Musikstilen: von Mozart bis Andrew Lloyd Webber. Schließlich hatte das HöGy-Sinfonieorchester lange geprobt, intensive Tage zur Vorbereitung in Ochsenhausen verbracht. Und das spürte man den ganzen Abend über während der äußerst professionellen Darbietung.
Der erste Teil des Abends gehörte Edward Elgar. Den Auftakt bildete ein Marsch aus der Suite „The Wand of Youth“ – melodisch eine Mischung aus Zauber, Märchenwelt und Romantik, lebhaft und zugleich mit einer Prise Melancholie. The Wand – der Zauberstab, spätestens seit Harry Potter allgemein bekannt, stand hier auch sinnbildlich für die Leistung des Dirigenten Florian Eisentraut, unter dessen Regie das Orchester buchstäblich zauberte und verzauberte. Beeindruckend, wie die scheinbar gegensätzlichsten Instrumente des bühnenfüllenden Orchesters miteinander harmonierten: von der Piccoloflöte bis zur Tuba, von der Geige bis zum Kontrabass.
Ein weiteres Highlight beim folgenden Elgar-Konzert e-moll: der virtuose Solo-Auftritt von Johannes Kaiser am Violoncello, höchst professionell und gefühlvoll gespielt und eingerahmt vom ganzen Orchester.
Und wenn man Elgar spielt, dann darf natürlich der berühmte, schwungvolle und prunkvoll-feierliche Marsch Nr. 1 aus „Pomp and Circumstance“ nicht fehlen, der größte „Hit“ des Komponisten und – wie viele sagen – die heimliche britische Nationalhymne. Ein würdiger und emotionaler Abschluss ganz im Stil von „Last Night of the Proms“. Kein Wunder, dass die Spielfreude des Orchesters überall zu spüren war, dem sich auch zahlreiche ehemalige HöGy-Schülerinnen und Schüler angeschlossen hatten.
In ganz anderem Stil, aber nicht weniger beeindruckend begegnete das Konzert in B-Dur, das Rimsky-Korsakov für Militärorchester komponierte. Hier glänzte vor allem Katja Wennagel als Solistin an der Posaune.
Und weiter ging die Reise durch die Musikgeschichte, bewies mit unterschiedlichsten Stilrichtungen die Vielseitigkeit der jungen Musikerinnen und Musiker. Klassische Töne ließ Anna Honisch im perfekt vorgetragenen Solo mit Mozarts Adagio aus dem Flötenkonzert G-Dur erklingen.
Den Abschluss bildete Lloyd Webber mit einem Medley aus dem Musical „Phantom der Oper“. Das unsichtbare Phantom schwebte dabei klanglich in einer Mischung aus Melancholie und Sehnsucht über die Bühne, getragen vom Wechsel von ruhigen Soli und dramatischen und leidenschafrtlichenTutti-Partien.
„Es ist schade, dass dieses Konzert nur einmal im Jahr stattfindet“, sagte eine Zuhörerin nach der Aufführung und traf damit gewiss die Stimmung der allermeisten im voll besetzten Saal der Rudolf-Steiner Schule. Doch der Blick in den musikalischen HöGy-Kalender verrät: Die nächsten Highlights lassen im kommenden Schuljahr nicht lange auf sich warten.
Peter Witzmann