Poetry Slam mal anders

Seit mehreren Jahren veranstalten wir bei uns am HöGy jährlich einen PoetrySlam also einen Wettbewerb, bei dem Schüler*innen selbst geschriebene Texte vortragen und eine Jury die Leistung beurteilt. Wie die meisten anderen Veranstaltungen auch, konnten wir diesen PoetrySlam aufgrund der Pandemie dieses Jahr nicht wie gewohnt organisieren. Deshalb haben wir uns eine Alternative überlegt, nämlich einen Schreibwettbewerb, in dem die Klassen 5-8 und die Klassen 9-12 in zwei Altersklassen angetreten sind. Dafür konnten alle Schüler*innen, die Lust dazu hatten, einen selbst verfassten Text einschicken. Die Texte, die uns erreicht haben, waren alle total unterschiedlich und vielfältig. Es wurden beispielsweise Gedichte, Essays oder Tagebucheinträge eingeschickt. Vielen Dank an alle Teilnehmer für eure Kreativität und eure tollen Texte! Aus allen Einsendungen hat dann eine Jury aus dem SoD-AK aus beiden Altersgruppen jeweils die drei besten Texte ausgewählt. Gewonnen hat in der Gruppe der Klassen 5-8 Vanessa Maier aus der 8b vor Benedict Haas (7c) und Viola Museso. In den Klassen 9-12 sicherte sich Gabriela Janisch aus der Kursstufe 1 den Sieg. Den zweiten Platz machte Alina Lüdicke (9e) und den dritten Platz Lara Marie Schmid (ebenfalls KS1).

Herzlichen Glückwunsch an die Gewinnerinnen und Gewinner!

Sie war der Mond und er war die Sonne. 

Sie passten perfekt zusammen. Ein schönes Paar voller Kontraste, voller Ergänzungen :  

Er half ihr aus der Finsternis heraus, er schenkte ihr ein Teil seiner Fröhlichkeit, 

 ein Teil  seines Lichtes ;  

 Sowie es die Sonne tat.  

Und sie zeigte ihm die nicht so fröhliche  Seite des Lebens :  

Die Dunkelheit;  

 Sowie es der Mond tat. 

Sie waren für einander bestimmt. Bestimmt um sich für immer zu lieben. 

Scheint es nicht perfekt? 

Doch ihr einziges Problem war, dass Sonne und Mond niemals zur gleichen Zeit  

am gleichen Himmel stehen.  

Immer so nah, doch nie nah genug. 

Direkt nebeneinander, aber niemals zusammen.  

Manchmal würde er ein Teil von ihr sehen als er ging. 

Manchmal würde sie ein Teil von ihm sehen als sie kam.  

Aber es war niemals ausreichend. 

Niemals perfekt. 

Niemals für einander bestimmt. 

Niemals zusammen.  

Niemals Liebe.  

kein titel 365 worte 

 

ich schaue dich an und sehe wie sich deine schmalen finger krampfhaft  versuchen an dem weißen becher in deiner hand fest zu klammern 

dem becher der vorhin noch bis zum überlaufen schwappend voll von euphorie war welche jetzt nur noch tröpfchenweise am becherrand herunter läuft auf deine finger tropft sich ihren klebrigen weg hinab bahnt, bis der Tropfen schließlich lautlos auf den feuchten Boden fällt. 

auf den boden zwischen unsere füße 

gleich neben deinen Schuh der am anfang des abends weiß gewesen war. 

ich will gehen und du stehst dort in deiner viel zu großen schwarzen jacke festgeklammert an diesen weißen becher und siehst in das diffuse rotlicht der kleinstadt 

 

du bist nur müde sagst du doch dein atem malt klirrend was du wirklich denkst in die beißende luft 

sie ist kalt und  schmerzt als du sie in deine lunge ziehst und fast noch mehr als du sie  ausatmest weil sie das einzige ist das über deine lippen kommt 

also hab ich mich einfach nur neben dich gestellt 

und die stille ist so klar, dass ich in meinen ohren noch das dumpfe wummern der viel zu lauten Musik höre 

 

ich weiß dass du diese stille hasst 

und ich weiß dass du denkst mich mit dieser stille zu erdrücken 

und ich weiß auch dass du dich trotzdem nicht überwinden kannst sie zu durchbrechen 

unsere atemwolken ringen miteinander um den platz vor deinem gesicht 

deine wolke ist zittrig 

zittrig von den vielen wörtern die sich in dir angestaut haben aber ihren weg einfach nicht über deine Lippen hinaus in die nacht finden können 

du legst deine lippen vorsichtig an den rand des bechers offenst sie und wir hoffen beide dass sich zu deinem atem jetzt auch wörter in den nebel mischen 

doch du hebst nur den becher leicht an 

 

also setzten wir beide vorsichtig 

schwankend einen fuß vor den anderen auf den den nassen asphalt der unsere spiegelbilder mit sich brachte 

 

ich will dir sagen dass 

was will ich dir sagen 

ich will dich fragen ob 

was will ich dich fragen 

ich will einfach dass du es weißt 

doch was weiß ich selbst nicht 

wir gehen still schweigend weiter 

der becher ist leer